Ungewohnte Presseberichte über die „Perle der Baumberge“ 17. Februar 202217. Februar 2022 Foto: Animal Rights Watch Schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten stehen landwirtschaftliche Betriebe aus Billerbeck in den bundesweiten Schlagzeilen. Im Dezember 2021 hat das Deutsche Tierschutzbüro mit anwidernden und verstörenden Bildern und erschreckendem Filmmaterial vom Hof in Osthellen 32 einen Tierschutzskandal an die Öffentlichkeit gebracht. So wurden dort dutzende Legehennen nach dem Ausstallen und dem Abtransport vergessen im Stall entdeckt. Ohne ausreichendem Zugang zu Futter und Wasser sind diese Tiere dort zum Sterben zurückgelassen worden. (Im Mai 2020 war der gleiche Betrieb schon einmal negativ aufgefallen. Durch einen Brand in einem Wohncontainer kam heraus, dass auf dem Betriebsgelände Arbeiter:innen illegal untergebracht waren). Nun wurde im Februar 2022 durch Animal Rights Watch ein Fall mit verletzten Mastschweinen (u.a. wundgebissene Schwänze und Ohren; schmerzhafte Mastdarmvorfälle und Nabelbrüche; chronisch entzündete Augen aufgrund von Ammoniakdämpfen) öffentlich gemacht. Erstaunlicher Weise passierten diese Verletzungen in einem Betrieb eines Mitglieds der sogenannten Borchert-Kommission. Diese Kommission soll im Auftrag der ehemaligen Bundesregierung Vorschläge für mehr „Tierwohl“ in Deutschland erarbeiten. Was beide Vorgänge vergleichbar macht, ist die Reaktion der Kreisverwaltung Coesfeld. Sie scheint wenig Interesse daran zu haben, die unterschiedlichen Tierschutz-Skandale für die Öffentlichkeit nachvollziehbar zu untersuchen und zu verfolgen. Ebenso hat der Kreis unserer Meinung nach wenig bis gar nichts unternommen, um die Illegale Unterbringung der Arbeiter:innen am Standort der Legehennenanlage zu verfolgen. Wir fragen uns, was noch passieren muss, damit die skandalösen Vorfälle in den Betrieben nun Konsequenzen haben. Warum müssen erst Tierschutzvereine tätig werden, damit die schlimmen Zustände in den Ställen an die Öffentlichkeit kommen? Wo war in diesem Fall das Veterinäramt? Hat dies die Ställe nicht oft genug kontrolliert? Gibt es genügend Mitarbeiter:innen im Veterinärdienst und der Lebensmittelüberwachung des Kreises Coesfeld, um eine effektive Kontrolle zu gewährleisten? Wie wichtig ist dem Kreis das Tierwohl? Der Betreiber der Schweinemastanlage gibt einen Blitzeinschlag am Stall als Grund für eine Verhaltensänderung der Tiere an, die sich anschließend gegenseitig stark verletzt hätten. Ist der genannte Blitzeinschlag irgendwo dokumentiert? Wurden die veränderten Zustände direkt nach dem Blitzeinschlag an eine andere Stelle gemeldet? Hätten sie sofort gemeldet werden müssen? Wenn nein, warum nicht? Sind die Stallanlagen im Betrieb des Lobbyvertreters vorbildlich für ein Mitglied einer Kommission für mehr Tierwohl? Wenn nein, müsste dieser Betrieb nicht mit einem guten Beispiel für andere landwirtschaftliche Tierhalter vorangehen? Wenn die stressfreie Versorgung der Tiere in den Stallanlagen nach einem Stromausfall nicht mehr möglich ist, sind die Stallanlagen dann vielleicht einfach zu groß für den Betrieb? Der Stadtverwaltung Billerbeck sind leider die Hände gebunden, da Genehmigung und Kontrolle der Tierhaltung beim Kreis liegen. Wir würden uns wünschen, dass die Stadt hier verstärkt Druck auf die Kreisverwaltung ausübt, damit der Kreis seiner Verantwortung für eine effektive Kontrolle gerecht wird. Zur illegalen Unterbringung der Arbeiter:innen im Legehennnenbetrieb haben wir seit Mitte 2020 unbeantwortete Fragen an die Kreisverwaltung: Hat diese Ordnungswidrigkeit zu Konsequenzen für den Betrieb geführt? Sind die Betriebswohnungen, die laut Bezirksregierung für die Zulassung der neugebauten Betriebsstelle im Jahr 2008 zwingend notwendig waren, mittlerweile fertiggestellt worden? Falls nein, in welchem Zeitrahmen muss dies nun passieren? Und warum durfte der Legehennenbetrieb überhaupt ohne Betriebswohnungen in Betrieb gehen? Wir leben in einer von Landwirtschaft geprägten Region, mit vielen unterschiedlich geführten landwirtschaftlichen Betrieben in verschiedenen Größen. Leider sind unter diesen Betrieben einige schwarze und graue Schafe, die sich nicht primär um das Tierwohl in ihrem Betrieb kümmern, sondern viel stärker um den betrieblichen Profit. Dieses Bestreben färbt leider nicht nur auf das Ansehen der anderen landwirtschaftlichen Betriebe ab. Bedingt durch eine unserer Meinung nach mangelhafter Kontrolle des Kreises und zweier landwirtschaftlicher Betriebe steht Billerbeck momentan negativ in der bundesweiten Presse. Wir wünschen uns, dass dies nicht zum Dauerzustand wird.
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